Der Freiburger A-Cappella Popchor Twäng! traf bei einer Chorbegegnungs- und Konzertreise am Wochenende vom 17.-19.3.2023 die Berliner Chöre zimmmt und Klangwerk 306 in Berlin.
Konzerte beim Total Choral Festival
Im Rahmen des Total Choral Chorfestivals gab es am 17. und 18.3. gleich zweimal Pop- A Cappella im Doppelpack. An beiden ausverkauften Abenden im Cafe Theater Schalotte begeisterten zimmmt und Twäng! (Freitag) bzw. Klangwerk 306 und Twäng! (Samstag) das Publikum mit vielschichtigen Klängen und Klangfarben, Glitzer, Charme und Tiefgang und konnten so das Chorfestival bereichern.
Mit viel Charme, Leichtigkeit und einzigartigen Stimmen brachte zimmmt am Freitagabend ein abwechslungsreiches Programm mit cleveren Arrangements von z.B. "Morgens immer müde" von Laing oder "Meine Kneipe" von Von wegen Lisbeth auf die Bühne. Auch eine unkonventionelle Version des Volkslieds "Es waren zwei Königskinder" bekam in Vorbereitung auf den Deutschen Chorwettbewerb diesen Jahres einen Platz im Programm. Chorleiterin Nane Bache war beim Auftritt nicht auf der Bühne, sondern im Publikum zu finden, denn der Chor übernahm alle Aufgaben wie Töne angeben, Einsätze und Tempo bei Auftritten komplett selbst.
Klangwerk 306 präsentierte am Samstag ihre Songs mit starker Bühnenperformance und ausdrucksstarken Stimmen. Die Berliner überzeugten dabei unter der Leitung von Lili Sommerfeld und Performance-Choach Anne Grabowski mit einem abwechslungsreichen Streifzug durch die Popmusik von Songs mit politisch-sozialer Message (z.B. “Uprising” von Muse) bis hin zu mitreißenden Songmedleys, das 7 “Muttersprachen” Berlins vereint. Unter anderem mit dabei: türkisch, französisch, rumänisch (“Dragostea din tei”), spanisch (“un, dos, tres”) und ein sicherer Ohrwurm pünktlich zur Pause.
Im Anschluss präsentierte jeweils Twäng! eine geballte Ladung Pop von luftigen Sounds von Billie Eilish in düsterer Inszenierung bis hin zu Power-Pop mit Beat-Box von Lizzo (“2 Be Loved”). Der achtstimmige Gesang wird über Einzelmikrofone abgenommen und erhält durch die Arrangements von Adrian Goldner und Julian Knörzer seinen eigenen Anstrich (und die angemessene Portion Glitzer!). Auch der Beatboxer Johannes Jäck wirkte an der Inszenierung mit. Julian Knörzer konnte in seiner Doppelrolle als Chorleiter und Beatboxer glänzen. Mit dabei ein Highlight für Kenner des Chors: die Live-Improvisation (“Vocal painting”) durch das Neu-Abmischen des bekannten Songs “Wenn du tanzt” (Von wegen Lisbeth).
Choraustausch beim Workshop, davor, danach und dazwischen
Ein mindestens genauso wichtiger Bestandteil des Wochenendes war der gegenseitige Austausch unter den Chören - sei es “zwischen Tür und Angel” zwischen den Soundchecks, während des Konzerts durch Support als gegenseitige Zuhörer:innen, ganz locker bei einem Getränk nach dem Konzert und vor allem ganz bewusst bei einem gemeinsamen Workshop. Dieser fand am Samstag unter der Leitung von Lilli Sommerfeld und Julian Knörzer statt. Die Sänger:innen von zimmmt, Klangwerk 306 und Twäng! genossen es sehr, die Mitglieder der Chöre näher kennenzulernen und Einblicke in die Probenarbeit des jeweils anderen Chores zu erhalten, neue Methoden (Vocal Painting, Rhythmussprache) und sogar geheime Rituale kennenzulernen. Gleichgesinnte dieser Art trifft man schließlich nicht alle Tage. So wurde in der Klangwerk 306-typischen Aufstellung der “Chorblume” gesungen, oder sich als DJ (Vocal Painting) mit dem Twäng! Song “Wenn du tanzt” in Kleingruppen versucht. Die gemeinsame Energie der Chöre war deutlich spürbar und sorgte für Gänsehautstimmung, aber auch Gelächter in der Aula des Gottfried-Keller Gymnasiums Charlottenburg.
Der gemeinsame Song: Baraye
Ein besonderes Highlight des Workshops war das Feilen am gemeinsamen Song “Baraye”, der bisher kaum gemeinsam geprobt werden konnte. Es handelt sich hierbei um einen iranischen Protestsong von Shervin Hajipour, den Twäng! und Klangwerk 306 am Abend nach dem Workshop beim Konzert gemeinsam im gedimmten Licht performten. Für den Songtext wurden Twitter-Zitate iranischer Bürger:innen kombiniert, in denen sie Grund und Zweck ihres Protests erklären. Der Song erlangte - trotz Verbot durch die iranische Führung - schnell große Bekanntheit. Arrangiert von Adrian Goldner (Twäng!), dirigiert von Lilli Sommerfeld (Klangwerk 306) handelt es sich hierbei um eine wahrhaft chorübergreifende Aktion. Die gemeinsame Performance beim Konzert war für Publikum und Chöre ein besonders emotionaler Moment.
Nach einem Wochenende voller Aktionen kommen die Mitglieder von Twäng! nach der 7-stündigen Zugfahrt erschöpft zurück in Freiburg an: mit neuen Bekannten, vielen Erinnerungen im Gepäck und neuen Ideen im Kopf.
Dieses Projekt wird im Rahmen des bundesweiten Programms NEUSTART AMATEURMUSIK gefördert.